Apulien – Italiens verborgener Schatz im Süden
Der Stiefelabsatz Italiens, die bezaubernde Region Apulien, lockt mit einer faszinierenden Mischung aus atemberaubenden Landschaften, historischen Städtchen, zwei Meeren und kulinarischen Köstlichkeiten wie Wein und Olivenöl. Besonders beeindruckend ist die Halbinsel Salento, die weit ins Mittelmeer hineinragt und mit ihrer ursprünglichen Schönheit begeistert.
Ein Land zwischen zwei Meeren
Die Erde leuchtet in warmem Rot, während eine stetige Brise für angenehme Frische sorgt. Gioia del Colle, am nördlichen Rand des Salento und im Hinterland von Bari gelegen, profitiert von seiner leicht erhöhten Lage. Diese sorgt für einen konstanten Luftaustausch zwischen dem Adriatischen und dem Ionischen Meer – ein Vorteil, den auch die Reben schätzen.
„Das ist unser wahrer Reichtum“, schwärmt Winzer Nicola Chiaromonte. Das Weinanbaugebiet Gioia del Colle ist bekannt für seinen Primitivo – weniger üppig als in Manduria, aber mit eleganter Frucht und mineralischer Tiefe. Neben dem Weingut Chiaromonte lohnt sich ein Besuch bei Polvanera, wo Filippo Casano sieben verschiedene Primitivo-Weine kreiert. Wer nach einer ausgiebigen Weinprobe hungrig ist, findet in der „Antica Osteria nel Borgo“ in Gioia del Colle raffinierte apulische Küche.
Ein Mosaik aus Geschichte und Kultur
Apulien erstreckt sich über 750 Kilometer – genug Raum für Vielfalt: Von den wilden Landschaften des Gargano über das majestätische Castel del Monte bis hin zur barocken Pracht von Lecce. Brindisi, einst ein bedeutender römischer Hafen, lädt zur Spurensuche in die Vergangenheit ein. An der Südspitze der Region liegt Santa Maria di Leuca, wo sich das Adriatische und das Ionische Meer vereinen.
Nicht mehr in Apulien, aber dennoch ein Highlight, ist Matera in der Basilikata. Die berühmten Sassi di Matera, Jahrhunderte alte Höhlenwohnungen, faszinieren mit ihrem einzigartigen Charme. Auf der Halbinsel Salento entfaltet sich Apuliens ganzer Reiz: Rot schimmernde Erde, Weinberge und uralte Olivenhaine prägen die Hochebene zwischen den beiden Meeren.
Das Valle d’Itria mit seinen malerischen Orten Ostuni, Alberobello, Cisternino und Fasano ist längst ein touristischer Hotspot. Spätestens seit der G7-Gipfel im luxuriösen Borgo Egnazia stattfand, ist die Region weltweit in den Fokus gerückt. Hier wachsen zwischen Weinbergen und Getreidefeldern Millionen silbrig glänzender Olivenbäume, einige über Jahrhunderte alt. Während weiter südlich das Xylella-Virus die Olivenhaine verwüstet hat, stehen die Bäume hier noch im vollen Saft – eine Hoffnung für die Region.
Ostuni – die strahlende weiße Stadt
Majestätisch erhebt sich Ostuni auf einem Hügel, weithin sichtbar über das Umland. Der einstige Reichtum der Stadt gründete sich auf Olivenöl – nicht als Delikatesse, sondern als Brennstoff für Straßenlaternen in Rom und Neapel. Heute verzaubern die engen Gassen der Altstadt mit ihrer lebendigen Atmosphäre: Hier eine stimmungsvolle Aperitivo-Bar, dort ein in Felsen gehauenes Restaurant wie die „Osteria del Tempo Perso“ oder eine Gelateria mit unwiderstehlichen Eisspezialitäten.
Übrigens: Die weiß gekalkten Fassaden der Häuser gehen auf eine düstere Vergangenheit zurück. Während der Pestepidemien entdeckte man, dass Kalk die Erreger eindämmen kann. Noch heute sind Hausbesitzer verpflichtet, ihre Fassaden regelmäßig nachzuwaschen – ein Erbe mit beeindruckendem Nebeneffekt.
Alberobello und seine Trulli – ein Märchen aus Stein
Alberobello muss man einfach gesehen haben. Auch wenn der Ort heute stark touristisch geprägt ist, versprühen die charakteristischen Trulli, kegelförmige Steinhäuser, einen einzigartigen Charme. Ihre massiven Mauern und kleinen Fenster sorgen für angenehme Kühle – einst ein Segen für Bauern, heute begehrte Ferienunterkünfte.
Kulinarische Vielfalt – die Seele des Salento
Die Küche Apuliens besticht durch Einfachheit und intensive Aromen. Gemüse und Getreide stehen im Mittelpunkt, Fisch spielt eine zentrale Rolle – Fleisch wird eher sparsam eingesetzt. Diese Ursprünglichkeit macht die Gerichte des Salento besonders authentisch und unverwechselbar.
Primitivo – der Star der apulischen Weinkultur
Primitivo erlebt seit den 1990er-Jahren einen beispiellosen Aufschwung – nicht zuletzt durch seine Verwandtschaft mit dem kalifornischen Zinfandel. Besonders südlich von Taranto, rund um Manduria, aber auch bei Brindisi und Gioia del Colle gedeihen diese tief rubinroten Weine. Sie reichen von fruchtig-elegant bis kräftig und körperreich, doch stets mit erfrischender Eleganz.
Einer der bekanntesten Winzer ist Gianfranco Fino, dessen „Es“ mehrfach als bester Rotwein Italiens ausgezeichnet wurde. Auch sein Negroamaro-Wein „Jo“ beeindruckt Kenner. Im vergangenen Jahr konnte Fino endlich seinen neuen Weinkeller samt Restaurant eröffnen – ein absolutes Muss für Weinliebhaber.
Ein weiterer Primitivo-Pionier ist Gregory Perucci mit dem Weingut Felline. Hier zeigt sich, wie unterschiedlich Primitivo je nach Boden und Ausbau sein kann – ein spannendes Geschmackserlebnis! Weitere hochkarätige Weingüter wie Leone de Castris und Conti Zecca runden das Portfolio dieser faszinierenden Weinregion ab.
Gallipoli – das Finale einer genussvollen Reise
Den krönenden Abschluss einer Reise durch Apulien bildet Gallipoli. Die Altstadt, die wie ein stolzer Schiffsbug ins Ionische Meer hinausragt, versprüht maritimen Charme. Ein Bummel durch die engen Gassen, ein Glas Primitivo zum Sonnenuntergang – so klingt Apulien stilvoll aus.
Wer die authentische Schönheit Süditaliens sucht, wird in Apulien fündig: eine Region voller Geschichte, Genuss und unvergesslicher Erlebnisse. Wer einmal hier war, kommt garantiert wieder!